AUF DER JAGD NACH BEWERTUNGSSTERNCHEN

Sie kämpfen um einen der vorderen Plätze beim Google-Ranking, stellen Image-Videos online oder schalten AdWords Anzeigen – immer mehr Zahnärzte greifen zu marketingstrategischen Maßnahmen rund ums Internet. Relativ neu ist hier das sogenannte „Empfehlungsmarketing“. Positive Bewertungen von Patienten auf Bewertungsportalen schaffen einerseits Vertrauen beim potentiellen Neupatienten. Andererseits verbessern sie nachweislich die Position beim Google-Ranking. Doch sind online-Bewertungen auch gerecht? Sind sie vergleichbar? Und welchen Sinn haben Empfehlungen, wenn sie, wie von manchen Firmen angeboten, gegen Geld organisierbar sind? Eine Alternative bietet neuerdings das Ärztebewertungsportal der Weissen Liste. Seit vergangener Woche können hier auch Zahnärzte benotet werden. Fair und wissenschaftlich fundiert soll das neue Empfehlungssystem sein und rund 37 Millionen gesetzlich Versicherten zur Verfügung stehen …

Noch wird die Patientenbewertung nur von einer Minderheit der Zahnärzteschaft als wirksames Marketinginstrument wahrgenommen. Doch wer hier aktiv ist, profitiert gerade deshalb. Bei den Patienten hingegen ist die Arztsuche übers Internet längst angekommen und Bewertungsplattformen gibt es zuhauf. Einige, wie etwa Zahnarzt-register.euMedikompass.de oder Die-zahnarztempfehlung.com sind gezielt auf das Bewerten von Zahnarztleistungen ausgerichtet. Andere umfassen weitere Dienstleister im Gesundheitsbereich. Hierzu zählen etwa Docinsider.deEsando.deGoyellow.de oder , Klicktel.de. Gelbe Bewertungssternchen ergattern Zahnärzte, wenn sie direkt bei Google bewertet werden oder bei sehr großen und reichweitenstarken Portalen gelistet sind, wie etwa jameda.de, Golocal.de oder Kennstdueinen.de. Mit Schwung katapultieren diese die Praxen auf Google an die Spitze der Suchergebnisse. Sternchen und Bewertungen schließlich erscheinen auch bei Google Places beziehungsweise Google Maps. Und gerade dies ist heute zunehmend wichtig. Denn begibt sich ein Patient online auf Arztsuche und tippt neben das Stichwort „Zahnarzt“ den Namen seiner Stadt ein, erscheinen auf dem Bildschirm ebendiese Google Maps mit den darauf verzeichneten Praxen.

Doch nicht nur Patienten sind Zielgruppe von Bewertungsportalen. Mit Angeboten wie „Premiumprofil“ (imedo) oder „Premiumeintrag“ (jameda) haben etliche Portale längst auch die Ärzteschaft im Visier. Versprochen werden positive Auswirkungen aufs Google-Ranking, das „Prüfen der Einträge“ oder „Vermitteln bei Kontroversen“ (Die Endverbraucher). Teilweise können wie bei DentiCheck Fragebögen auch in schriftlicher Form angefordert und an die Patienten verteilt werden. Diese Bewertungen sollen dann vom Patienten „portofrei“ an DentiCheck geschickt werden, wo sie dann in verschiedene Bewertungs-Portale „eingepflegt“ werden. – Spätestens hier aber muss der Sinn von online-Empfehlungen hinterfragt werden. Denn letztendlich wird so zum „guten“ Zahnarzt der, welcher ein aktives, besser noch aggressives Feedback-Management betreibt. Der „stille“ und dennoch solide arbeitende Kollege hingegen bleibt außen vor. Verzerrungen kann es aber auch in umgekehrter Richtung geben. Da viele Praxen nur wenige Bewertungen verzeichnen, reicht schon eine einzelne negative Bewertung, um eine Praxis im schlechten Licht erscheinen zu lassen.

Seit vergangener Woche nun gibt es ein weiteres Ärztebewertungsportal, das Projekt der Weissen Liste. Wissenschaftlich fundiert soll es sein, speziell auf die verbrauchernahen Fragen zugeschnitten und vor Manipulation geschützt. So gelobten es die Initiatoren beim Projektstart dieser Tage in Berlin. Millionen Versicherte der AOK, der BARMER GEK und der Techniker Krankenkasse sind aufgerufen, ihren Zahnarzt über einen 40 Fragen umfassenden Bewertungsbogen zu beurteilen. Die Bertelsmannstifung als Betreiber des Portals richtete sich nun mit einem erklärenden Schreiben an die Zahnärzteschaft. Die erläuterten Prinzipien klingen interessant: Jeder Versicherte kann einen Zahnarzt nur einmal beurteilen, ältere Beurteilungen sollen überschrieben werden. Um Verzerrungen auszuschließen, sei eine Mindestanzahl von zehn Beurteilungen vorgesehen, bevor diese für den Betrachter sichtbar werden. Die Antwortmöglichkeiten sind standardisiert und auf Freitexte werde – im Unterschied zu den meisten Portalen – bewusst verzichtet. Unsachgemäße Kritik sei so ausgeschlossen. Hinzu kommen auch Servicefunktionen für die Ärzte, etwa das Angebot, kostenfrei Praxisfotos hochzuladen. Über eine „Kommentarfunktion“ hätten die Beurteilten zudem die Möglichkeit „ihre Befragungsergebnisse auf der Seite sichtbar zu kommentieren. Wird das Unternehmen bei den Versicherten tatsächlich angenommen, könnte das neue Feedback-Angebot eine echte Alternative darstellen und für mehr Objektivität beim Online-Image von Zahnärzten sorgen.

 

Quellen:

www.arzt-auskunft.de/arzbewertungen

www.blog.kennstdueinen.de/2010/11Lokale-suchmaschinenoptimierung

www.zahnersatzguenstig.com/Bewertungsportale-Zahnarzt

www.zwp-online

www.welt.de

www.weisse-liste.de/information-zahnarzt

www.aok-arztnavi.de

Foto: Google screenshot