Putzeifer und Aufklärung haben ihre Wirkung getan: Die Zähne unserer Kinder werden immer besser. Karies ist auf dem Rückzug. Doch schon erschreckt Eltern ein neues Phänomen: Molar-Incisor-Hypomineralisation heißt es, kurz MIH.
Das neue Krankheitsbild lässt auch die Fachwelt aufhorchen. Die befallenen Kinderzähne sind fleckig verfärbt und können allein schon durch den Druck des Kauens bröckeln. Kein Wunder, dass die rätselhafte Erscheinung verunsichert.
MIH ist mit Schmelzbildungsstörungen verbunden. Diese treten meist an permanenten Inzisiven und ersten Molaren auf. Es können ein bis alle vier Sechsjahresmolare betroffen sein, oft in unterschiedlichem Ausmaß und häufig kombiniert mit den bleibenden Frontzähnen. Die Defekte an den Schneidezähnen sind allerdings meist milder ausgeprägt und stellen eher ein kosmetisches Problem dar.
Schon wenn die betroffenen Zähne durchbrechen, sind sie auffällig gelb und bröselig. Die Ursache für das Krankheitsbild ist bis jetzt noch nicht abschließend geklärt. Die Wissenschaft diskutiert verschiedene Erklärungsansätze. Auch im jüngsten Spiegel wird über das rätselhafte Phänomen und dessen mögliche Ursachen berichtet. Vermutet werden insbesondere Schadstoffe aus der modernen Umwelt: Gifte oder Fremdstoffe, denen schon der Fötus im Mutterleib oder später das Baby ausgesetzt ist – beispielsweise Plastikverpackungen im Lebensmittelbereich. Einem neueren Studienbericht im „American Journal of Pathology“ zufolge stört die in vielen Kunststoffen enthaltene Chemikalie Biphenol A die Mineralisation der Zähne von Ratten. Doch dies ist nur eine der diskutierten möglichen Ursachen. Viele weitere Umweltgifte oder Medikamente wie Antibiotika sind verdächtigt, MIH auszulösen. Noch stehen die Forscher also vor einem Rätsel.
Anette Hildebrandt
Quellen: DER SPIEGEL Nr. 49, 2.12.13
Behandlungsmöglichkeiten bei „Molar-Incisor-Hypomineralisation“: http://www.zahnaerzteblatt.de/page.php?modul=HTMLPages&pid=2237